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bulletReisebericht Neuengland, USA: Von Portland zum Acadia Nationalpark

Первый о серебре

3. Tag: Portland (ME) — Ellsworth (ME): 306 km

Wieder wache ich um 4:00 Uhr auf, aber diesmal waren es immerhin 7 Stunden Schlaf. Um 6:15 Uhr leuchtet der Message-Knopf an unserem Telefon auf. Gute Nachrichten — unser Koffer wurde soeben angeliefert. Wir erklären die Nacht endgültig für beendet und sehen zu, dass wir weiterkommen.

Als wir losfahren, beginnt es zu regnen. Dummerweise verfahren wir uns auch noch gründlich bei dem Versuch aus Portland rauszukommen, geraten in die Rush Hour und verplempern viel Zeit. Und das mit leerem Magen! In Freeport angekommen, suchen wir uns erst mal ein Restaurant zum Frühstücken. Viel Auswahl gibt es nicht und in dem Laden, wo wir schließlich landen, ist es auch noch saukalt.

Die größte “Attraktion” in Freeport ist LL Bean, ein riesiges Factory Outlet für alles, was der Outdoor-Freak braucht. Der Laden hat 365 Tage im Jahr rund um die Uhr geöffnet. Daneben gibt es weitere Factory Outlets anderer bekannter Marken, so dass die Hauptstraße ein einziges Einkaufszentrum ist. Mittlerweile regnet es in Strömen, was uns den Spaß am Shoppen doch ziemlich verleidet, denn wenn man von einem Laden in den nächsten will, muß man immer wieder raus. Jetzt wäre eine Mall nicht schlecht.

Wir fahren weiter und machen einen Abstecher nach Boothbay Harbour, einem sehr schön um eine Bucht herum gelegenen malerischen Küstenort. Kälte, Wind und Regen lassen jedoch keine rechte Begeisterung bei uns aufkommen. Wir besorgen uns zwei Becher Kaffee, setzen uns ins Auto und schmieren uns ein paar Brote. Frustriert blicken wir auf die beschlagenen Scheiben und versuchen uns vorzustellen, wie reizvoll es hier bei Sonnenschein sein müßte.

Unseren nächsten Stopp legen wir in Camden ein und bummeln ein bißchen durch diesen schönen Ort. Die Temperaturen liegen vielleicht bei 3° C, aber das scheint manche Amerikaner nicht zu stören, die tapfer in ihren kurzen Hosen herumlaufen. Sind schon harte Burschen! Wir hingegen haben uns dick eingepackt und frieren uns trotzdem den Arsch ab. Den Besuch des Camden Hill State Park und die dort geplante Wanderung lassen wir angesichts der Wetterverhältnisse ausfallen. Wir fahren durch bis Ellsworth und erreichen um 16:30 Uhr das Holiday Inn, wo wir für zwei Nächte reserviert haben (USD 85,95 pro Nacht). Mit dem Hotel sind wir sehr zufrieden. Die Zimmer sind komfortabel, und es gibt einen Fitneßraum und einen großen Indoor Pool. Direkt nebenan befindet sich ein großer Supermarkt.

Zum Abendessen fahren wir zu einem mexikanischen Restaurant, dem “La Mex”. Leider ist das Essen ziemlich enttäuschend, kein Vergleich zu dem, was wir von mexikanischen Restaurants im Süden oder Südwesten der USA gewohnt sind. Beim anschließenden Einkaufen im Supermarkt haben wir dann noch ein Erlebnis der besonderen Art. Nach 10 Reisen in die USA waren wir eigentlich der Meinung, schon alle Eigenarten erlebt zu haben, die den Amerikanern beim Verkauf von Alkohol so einfallen. Hier aber erleben wir tatsächlich noch etwas Neues: an der Kasse weist ein Schild darauf hin, dass die Kassiererin noch nicht das gesetzliche Alter habe, um Alkohol verkaufen zu dürfen. Zunächst verläuft alles normal. Unsere Einkäufe werden eingetippt, bis das 12-Pack “Samuel Adams” an die Reihe kommt. Das Mädchen ruft eine ältere Kollegin, die die Aufgabe übernimmt, den Preis für das Bier einzutippen. Das war’s auch schon. Danach übernimmt wieder das junge Mädchen. Zu unserem Erstaunen darf sie das Teufelszeug sogar anfassen und in unsere Tüten packen. Es geht also lediglich darum, dass sie den Preis nicht eintippen darf. Frei nach Asterix fällt mir dazu nur ein: die spinnen, die Amerikaner!


4. Tag — Ellsworth (ME) — Acadia NP (ME) — Ellsworth (ME): 111 km

Von Ellsworth sind es ca. 30 Minuten Fahrt bis zum Acadia Nationalpark. Es ist kalt, aber wenigstens regnet es nicht mehr. Im Visitor Center besorgen wir uns Informationsmaterial und sehen einen 15-minütigen Film über den Park. Dort bezahlen wir auch den Eintrittspreis von 10 $ (gilt pro Auto).

Bevor wir uns auf die Park Loop Road begeben, folgen wir der Straße hinauf auf den Cadillac Mountain. Oben soll eine tolle Aussicht locken. Je höher wir jedoch kommen, desto schlechter wird die Sicht. Als der Nebel immer dichter wird, geben wir auf und fahren zurück. 

Wir folgen nun der Park Loop Road, eine 43,2 km lange Rundstrecke durch den Park, und halten an den verschiedenen Aussichtspunkten und Sehenswürdigkeiten. Sehr spektakulär ist das allerdings nicht, und der leichte Nieselregen, der mittlerweile eingesetzt hat, trägt auch nicht gerade zu unserer Begeisterung bei.

Besonders enttäuscht sind wir vom “Thunder Hole”, das in unserem Reiseführer als Höhepunkt des Parks gepriesen wird. Im Idealfall gibt es hier meterhohe Gichtwellen zu bestaunen, die sich an den Felsen brechen. Leider ist die See heute jedoch spiegelglatt und von dem Spektakel ist rein gar nichts zu sehen.

Wir lunchen im Auto und setzen anschließend unsere Rundtour fort. Am Jordan Pond unternehmen wir eine sehr schöne zweistündige Wanderung, bei der wir den gesamten See umrunden. Zum Glück bleibt es die meiste Zeit trocken.

Mittlerweile ist es später Nachmittag geworden, und wir verlassen den Park und fahren in das nahe gelegene Bar Harbor. Der Ort macht einen sympathischen Eindruck, obwohl er touristisch ziemlich überlaufen ist. Wir bummeln die Hauptstraße entlang und entscheiden uns schließlich für ein Restaurant, wo wir ein frühes Dinner einnehmen. Anschließend fahren wir zurück nach Ellsworth.

Hier in unserem Hotel erleben wir dann den Höhepunkt des Tages, als wir uns später am Abend aufmachen, um noch eine Runde schwimmen zu gehen. Neben einem Hallenschwimmbad verfügt das Hotel auch über eine Sauna. Zum Thema Sauna in den USA muß man wissen, dass die prüden Amerikaner diese üblicherweise nur in Badekleidung aufsuchen. Eine Vorstellung, mit der wir uns nun gar nicht anfreunden können. Sauna in den USA findet daher für uns nicht statt.

An diesem Abend nun werfen wir im Vorbeigehen einen Blick in die Sauna und wollen unseren Augen nicht trauen. Vor Lachen liegen wir fast am Boden. Folgende Szene bietet sich unseren ungläubigen Blicken: Ein Paar sitzt in der Sauna. Er trägt T-Shirt, Shorts, Strümpfe und Sportschuhe. Dabei schlürft er einen Becher Kaffee. Auch sie hat sich zum Saunagang in Schale geworfen: langes Sweat-Shirt, lange Jogginghose und Gummistiefel! Und das bei 170° Fahrenheit (77° C)! Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

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