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bulletReisebericht Südafrika Februar 2001: Die große Karoo

7. Tag
Oudtshoorn – Karoo Nationalpark: 281 km


Im Aufenthaltsraum des Shade’s of Africa wird uns ein ausgezeichnetes Frühstück serviert. Es gibt frisches Obst, diverse Cornflakes-Sorten, Marmeladen, Toast, Muffins und Omelett mit Käse und Speck.

Um 8:30 Uhr sind wir startklar. Wieder geht es auf der R328 Richtung Cango Caves und dann auf den atemberaubenden Swartberg Pass, der zwischen 1881 und 1886 von 240 Sträflingen erbaut wurde. Diese ungeteerte Passstraße führt in vielen Windungen bis auf eine Höhe von 1.586 m.

Zum Glück sind wir nahezu alleine unterwegs, denn an vielen Stellen ist die Straße nur einspurig und sehr unübersichtlich. Bei Regen sollte man hier tunlichst nicht unterwegs sein. Wir jedoch haben Glück und genießen diese wunderschöne Fahrt bei wolkenlosem Himmel. Einschließlich mehrerer Pausen benötigen wir eine gute Stunde für die Überquerung des Passes.

Anschließend geht es auf der N1 mit Vollgas nach Beaufort West, einer recht unattraktiven Industriestadt, nur wenige Kilometer vom Karoo Nationalpark entfernt. In einer Bank lösen wir auf Euro ausgestellte Traveller-Schecks ein. Offensichtlich ist dies hier kein alltäglicher Vorgang. Für die Kursfeststellung und Erledigung des sehr umfangreichen Papierkrams benötigt man sagenhafte 20 Minuten. Unsere nächsten Stationen sind Tanken, Lunch in einem Fast Food, Supermarkt und Bottle Store.

Im Karoo Nationalpark beziehen wir ein sehr schönes, komplett für Selbstversorger ausgestattetes Chalet (ZAR 300 Zimmer/Nacht). Nachdem wir uns eingerichtet haben, unternehmen wir eine Pirschfahrt durch einen Teil des Parks. Dabei sehen wir Springböcke, wilde Strauße und Bergzebras.

Eine kleine Wanderung auf dem Bossie Trail erweist sich als wenig spektakulär. Den Rest des Nachmittags verbringen wir bei großer Hitze auf unserer Terrasse und am schönen Pool, den wir wegen des fehlenden Schattens jedoch erst am frühen Abend aufsuchen können.

Das Abendessen nehmen wir auf der Terrasse unseres Chalets ein. In weiser Voraussicht hatten wir uns hierfür eine Kleinigkeit im Supermarkt besorgt. Der Abend wäre auch viel zu schön, um ihn im Restaurant des Parks zu verbringen.



8. Tag:
Karoo Nationalpark – Graaf Reinet: 266 km


Bereits um 09:00 Uhr müssen wir unser Cottage räumen. Vorher nehmen wir noch im Restaurant das im Übernachtungspreis enthaltene Frühstück ein. Könnte besser sein.

Bevor wir den Park verlassen, statten wir noch dem unweit des Visitor Centers gelegenen kleinen Teich einen Besuch ab. In dieser idyllischen Umgebung kann man gut Vögel beobachten. Ein ungewohnter Anblick sind auch die an den Bäumen hängenden Nester.

Unter dem Strich hat der Karoo Nationalpark nicht gerade einen überwältigenden Eindruck auf uns gemacht. Einen größeren Umweg lohnt er unserer Meinung nach zumindest im Hoch-/Spätsommer nicht. Vermutlich ist im Frühling die Vegetation sehr viel interessanter.

Durch die einsame Karoo-Wüste fahren wir – meist schneller als erlaubt – nach Graaf Reinet. Diese nette Stadt trägt nicht zu Unrecht den Beinamen “Perle der Karoo”. Wir checken im Drostdy Hotel (ZAR 470 Zimmer/Nacht) ein, von dem wir auf Anhieb sehr angetan sind. Unser Zimmer ist sehr geräumig (das Badezimmer geradezu riesig) und hat eine schöne private Veranda.

Besonders attraktiv wirkt der Stretch Court, ehemalige Sklavenhäuser, die heute zu Hotelzimmern umgebaut sind. Auch der große Pool, an dem wir uns erst einmal zu einer Mittagspause niederlassen, kann rundum überzeugen. Hier kann man sich wirklich wohlfühlen.

Bevor wir ganz faul werden, brechen wir zu einer kleinen Sightseeing Tour auf. Auf der R63 fahren wir Richtung Murraysburg und biegen dann links zum Valley of Desolation ab.

Hier erwartet uns eine phantastische Aussicht auf Graaf-Reinet und die umliegende Landschaft. Es fällt uns schwer, uns von dem Anblick zu lösen. Wir fahren die schmale Straße noch ein Stückchen weiter und gelangen zu einem weiteren Viewpoint, der Einblicke in eine tiefe Schlucht gewährt. Hier geht auch ein einstündiger Rundwanderweg ab. Uns ist es dazu allerdings zu heiß.

Zurück auf der R63 folgen wir dieser noch weitere 3 km Richtung Murraysburg und folgen dann rechts der Ausschilderung zur Game Viewing Area, ein recht weitläufiges, auf Schotterpisten zu befahrendes, Areal. Nachdem wir zunächst überhaupt keine Tiere sehen, wird die Ausbeute dann allmählich besser. Am Ende haben wir Antilopen, Kudus, Strauße und Affen gesichtet.

Wieder in Graaf Reinet besorgt Elke im Supermarkt Wasser, während ich zur gegenüberliegenden Tankstelle fahre. Tanken ist eine sehr bequeme Sache in Südafrika. Man bleibt einfach im Auto sitzen, während einem der Tank gefüllt und die Scheiben gewaschen werden. Selbstbedienung ist hier völlig unbekannt. Als ich mein Wechselgeld zähle, stelle ich fest, dass man mir 100 ZAR zuviel heraus gegeben hat. Eine Menge Geld in Südafrika und sicherlich mehr als der Tagesverdienst der Frau, die an der Zapfsäule arbeitet. Ich steige aus und mache sie auf ihren Irrtum aufmerksam, was sie dankbar zur Kenntnis nimmt. Wir erleben es noch häufiger, dass viele Schwarze Probleme mit dem Rechnen haben, besonders wenn es um größere Summen geht. Offensichtlich eine Folge mangelhafter Schulbildung.

Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang durch Graaf-Reinet, das an diesem Samstag-Nachmittag einen sehr ausgestorbenen Eindruck macht. Anschließend lassen wir uns auf ein Bier im Garten des Drostdy Hotels nieder. Die Preise sind für ein Hotel dieser Kategorie äußerst moderat. Umgerechnet kostet eine Flasche gutes Windhoek Lager lediglich ca. 0,80 €.

Für das Abendessen haben wir uns einen Tisch im Restaurant des Drostdy-Hotels reserviert. Für 77 ZAR wird hier ein 5-gängiges Candlelight-Dinner serviert. Dafür gibt es: Vorsuppe, eine Fisch-Vorspeise, Zitronensorbet, Karoo-Lamm mit verschiedenen Gemüsen und Kartoffelpüree, Mokkatorte, Käseplatte und Kaffee. Ein wirklich ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis. Das einzige, was uns ein wenig stört ist, dass die einzelnen Gänge in rascher Folge serviert werden.

Das Essen wird unserer Zimmerrechnung belastet, unsere Getränke müssen wir jedoch beim Getränkekellner separat bezahlen. Die Rechnung hierfür beläuft sich auf ZAR 83,60. Da Trinkgelder im Drostdy zentral an der Rezeption gesammelt werden, kommt Aufrunden nicht in Frage. Elke gibt dem Kellner ZAR 103,60. Es entwickelt sich folgender Dialog:

Kellner: “This is too much”.
Wir: “Yes, we know, but we want change.”
Kellner: “No, no, this is too much”.
Verzweifelung steht dem armen Kerl ins Gesicht geschrieben. Also versuchen wir es noch einmal: “Look, we have to pay 83,60 Rand. We give you 103,60 Rand. You give us back 20 Rand”. Antwort: “Yes, but it’s too much”. Nach einigem Hin und Her haben wir es dann doch noch irgendwie geschafft, unsere 20 Rand Wechselgeld zu bekommen.

Einige Tage später stiftet Elke in einem Supermarkt mit einer ähnlichen Aktion heillose Verwirrung an der Kasse. Da wird es mir dann doch zu bunt, und ich kann meine Frau überzeugen, solange wir uns noch auf südafrikanischen Boden befinden, so etwas doch lieber bleiben zu lassen.

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